Bogenschießen

Welche Arten von Bogenschießen und Bögen gibt es heute und welchen Schwerpunkt hat unser Verein?

Vorweg muss gesagt werden, dass es sich in diesem Artikel um eine Sportart handelt, die in Deutschland wie alle anderen Sportarten ausgeübt werden kann. Es geht nicht um die Bogenjagd, wofür eine spezielle Ausrüstung benötigt wird und die in Deutschland verboten ist.

Traditionelles Bogenschießen

Wenn man das Wort Bogenschießen hört, denkt man vielleicht an eigene Kindheit zurück. Damals haben wir einen (meist vom Haselnussstrauch) Stock genommen, eine Schnur draufgespannt, mehr oder weniger gerade dünne Stöcke für die Pfeile genommen und schon tauchten wir in die Welt von Robin Hood ein. Diese einfache Bogensportart gibt es heute tatsächlich auch in der „Erwachsenenwelt“. Sie heißt Traditionelles Bogenschießen und wird auch intuitives oder instinktives Bogenschießen genannt.

Als Sportgerät wird ein „einfacher“ Bogen verwendet. Dieser wird meistens aus Holz als Hauptmaterial gebaut. Dazu gehören natürlich noch eine Bogensehen und Pfeile, die entweder aus Carbonfasern oder aus Holz hergestellt werden. Viel mehr wird nicht benötigt, um traditionelles Bogenschießen als Sport zu treiben. Obwohl ein traditioneller Bogen ein recht einfaches bzw. übersichtliches Sportgerät ist, soll man sich eine richtige Schießtechnik aneignen, um sicher zu treffen und vor allem gesund zu bleiben.

Die Bezeichnungen intuitives oder instinktives Bogenschießen deuten darauf hin, dass sich das Zielen überwiegend aus dem „Bauchgefühl“ vollzieht. Es werden keine Zieleinrichtungen am Bogen installiert (dazu später), allerdings gibt es auch hier Zieltechniken, die man lernen und anwenden kann. Traditionell heißt die Bogensportart wohl deshalb, weil alle Völker der Erde, die einen Bogen für die Jagd oder für den Kampf benutzt haben, diesen auf ähnliche Weise – also ohne jegliche Zieleinrichtung – geschossen haben.

In unserem Verein schießen die meisten Schützen und Schützinnen traditionell. Diese Sparte des Bogensports ist heute sehr beliebt. Es werden zahlreiche Wettbewerbe sowohl auf Hobby- als auch auf professionellem Niveau regional und international durchgeführt.

Hierzulande findet man in den traditionell ausgerichteten Vereinen, wie unserem, vor allem drei Bogentypen: einen traditionellen Recurvebogen, einen Langbogen und einen Hybridbogen.

Traditioneller Recurvebogen
Langbogen
Hybridbogen

Jeder der oben genannten Bögen hat seine Besonderheiten und seine Fans. Die Hersteller von traditionellen Bögen lassen sich heute ganz viel einfallen, um die Bögen optisch ansprechend, formschön und effizient zu machen. Der Markt der traditionellen Bögen ist heute sehr groß.

Es gibt noch eine schöne traditionelle Bogenart, die in Deutschland allerdings nicht so verbreitet ist. Das ist der Reiterbogen. Diese Bogenart kommt vor allem aus den Gegenden, in denen man viel auf Pferd unterwegs war. Die Schießtechnik unterscheidet sich etwas von der der anderen oben erwähnten Bögen.

Kyudo-Bogenschütze. Quelle: Wikipedia

Eine weitere Bogenart soll nicht unerwähnt bleiben. Das ist der Yumi – ein Langbogen, der ausschließlich beim Kyudo verwendet wird. Kyudo ist die Kunst des Bogenschießens, die aus Japan kommt. Diese stammt natürlich von den Samurai, wird heute vor allem als eine Art Meditation ausgeübt und ist vor allem für die Menschen interessant, die das Bogenschießen als ein Mittel der geistigen Selbstentwicklung betrachten.

Generell kann jeder Bogen zu diesem Zweck angewendet werden und es werden zahlreiche Workshops und Kurse auf diesem Feld angeboten.

3D Bogenschießen

Unmittelbar mit dem traditionellen Bogenschießen ist das sogenannte 3D Bogenschießen verknüpft. Dabei wird auf Tierattrappen oder dreidimensionale Figuren aus speziellem strapazierfähigem Schaumstoff geschossen.

Ein 3D Ziel als Fuchs
Ein 3D Ziel als Fantasiewesen
3D Ziel als Rotwild – aus der Entfernung sieht ziemlich echt aus!

Eine besondere Attraktion für viele traditionelle Bogenschützen und Bogenschützinnen ist der Besuch eines 3D Bogenparcours. Dieser befindet sich meistens in einem speziell dafür eingerichteten Waldstück, wo verschiedene 3D Ziele in unterschiedlichen Größen in quasi natürlicher Umgebung aufgestellt werden. Manche 3D Tiere sehen ihren lebendigen Vorbildern zum Verwechseln ähnlich aus.

Der Bogenschütze oder die Bogenschützin läuft dabei eine vom Parcoursbetreiber festgelegte Strecke durch den Wald und erreicht so nach und nach ca. 30 Stationen mit einem oder mehreren 3D Zielen. Die Entfernungen können in der Regel nur geschätzt werden. Der Schießwinkel auch.

So ein Parcoursbesuch ist bestens dazu geeignet, die Zeit mit Freunden, Gleichgesinnten oder mit der Familie zu verbringen. Die Parcoursstrecke verläuft vor allem durch den Wald und manchmal übers Feld. Man muss nicht und vor allem man soll nicht rennen. Man kann in seinem Tempo gehen und dabei so viele Pausen machen, wie man will und dabei die Natur genießen. Jeder Parcoursbesuch ist wie ein kurzer Urlaub, der zwar für den Körper unter Umständen anstrengend sein kann (man denke an die Wälder z.B. in der Eifel), für den Geist aber ziemlich befreiend ist.

Weil gerade dieser Zweig des Bogensports für traditionelle Bogenschützen sehr attraktiv ist, werden zahlreiche 3D Bogen-Wettbewerbe veranstaltet, auf denen Bogenschützen und Bogenschützinnen aus verschiedenen Regionen zusammenkommen und einen Tag oder ein ganzes Wochenende mit Bogenschießen und in der Gemeinschaft gleichgesinnter und freundlicher Menschen verbringen.

Auf unserem Vereinsgelände wurde ein Übungsbereich mit mehreren 3D Zielen eingerichtet. Schützen und Schützinnen mit etwas Erfahrung trainieren gerne auf diesem 3D Platz.

Olympischer Recurvebogen und Compoundbogen

Nun sollen hier andere nicht weniger bekannte Bogenarten erwähnt werden. Sportlich ambitionierte Bogenschützen und Bogenschützinnen greifen zu modernen Bögen, die mit zusätzlichen Einrichtungen wie Visier, Stabilisator usw. ausgestattet sind. Die zusätzlichen Komponenten erlauben ein präziseres Zielen und genaueres Treffen. Es gibt zwei Bogenarten, die auf professionellen Niveau (u.a. bei olympischen Spielen) geschossen werden.

Olympischer Recurvebogen
Compoundbogen

Die beiden Bögen – der olympischer Recurve- und der Compoundbogen – sind so zu sagen das Hightech des modernen Bogenschießens und ermöglichen, wie bereits erwähnt, genaueres Treffen der Ziele. Die Voraussetzung ist allerdings eine richtige Schießtechnik, die in hunderten oder tausenden Stunden gelernt und gefeilt wird. Das Sportgerät alleine lässt die Pfeile nicht das Ziel treffen.

Ein olympischer Recurvebogen ist – wie man möglicherweise ahnt – die Weiterentwicklung eines traditionellen Bogens. Die eingesetzten Materialien unterscheiden sich allerdings sehr von denen, die im traditionellen Bogensport verwendet werden. Das Mittelteil oder der Griff des Bogens wird meistens aus Aluminium – seltener aus Carbon – und die Wurfarme aus Carbon, speziellem Schaum, Graphen und manchmal zum Teil aus Holz hergestellt. Hinter der Entwicklung der modernen Recurvebögen stecken viele Forschungslabore, die die Materialzusammensetzung und die Geometrie des Mittelteils und der Wurfarme genauestens unter die Lupe nehmen. Auch die Pfeile für das professionelle olympische Bogenschießen bergen ganze Wissenschaft in sich.

Der Compoundbogen ist die jüngste Bogenart und wurde im letzten Drittel des XX. Jh. entwickelt. Die Funktionsweise eines solchen Bogens zu erklären erfordert bestimmt ein paar Semester Physikstudium als Grundwissen :-). Wenn die Schießtechnik gut beherrscht wird, kann man mit diesem Bogen ziemlich präzise treffen. Im professionellen Bogensport sind die Ziele für die Compoundbogenschützen und -Schützinnen etwas kleiner als die in der Recurvebogenklasse.

Quelle: teamdeutschland.de

Das Schießen mit einem olympischen Recurve- oder mit einem Compoundbogen wird vor allem „auf Scheibe“ geübt. Dazu werden auf dem Schießplatz oder in der Halle Zielscheiben auf bestimmten Entfernungen gestellt, die man in der Mitte treffen soll.

Und zum Schluss…

Unterschiedliche Bogenschieß- und Bogenarten existieren nebeneinander und ergänzen sich gegenseitig. Es werden auch moderne Materialien für den Bau eines traditionellen Bogens verwendet, wodurch der Bogen vielleicht effizienter wird, weiterhin aber auf traditionelle Art geschossen werden kann. Es gibt viele Bogenschützen, die einen olympischen Recurve- oder einen Compoundbogen beherrschen und gerne auf einen 3D Parcours gehen. Ja, es gibt sogar Wettbewerbe, wo sowohl traditionelle Bogenschützen als auch die mit Hightechsportbögen auf die gleichen Ziele – Scheiben oder 3D-Ziele – schießen.

Auf jeden Fall bietet der Bogensport vielfältige Möglichkeiten an, sich körperlich und geistig zu entwickeln. Und es macht vor allem Spaß, wenn ein Pfeil DEN Punkt auf der Zielscheibe trifft, den man anvisiert hat.

In diesem Sinne „Alle ins Gold! Alle ins Kill!“